Der Giersch

Der Giersch ist da, und bringt ihn mit – den Frühling!

Als ich Heute morgen aus dem Fenster geschaut habe, traute ich meinen Augen nicht: Die Kastanie schlägt aus, die Zwetschgenbäume blühen, Vergissmeinnicht leuchtet blau aus dem verwilderten Gärtchen im Erdgeschoss. Plötzlich ist er da, der Frühling. Nein, nicht plötzlich: lange hat er sich angekündigt mit Schneeglöckchen, Märzenbecher, Narzissen, Perlhyazinthen und – dem Giersch!

Der Giersch ist des Gärtners ärgster Feind, zumindest des Schrebergärtners. Ich gehöre dazu, seit nunmehr 18 Jahren! Zu Beginn meiner Kleingärtnertätigkeit wurde ich von den Vortständen immer ermahnt, ich solle doch mein Unkraut endlich in den Griff bekommen. Ich schaute mich in meinem Garten um und fragte mich: Wo wächst hier Unkraut? Meinen die den Bärlauch? Den Löwenzahn? Oder den Giersch? 

Als Heilpraktikerin beschäftige ich mich eingehend mit traditionellen, heimischen Heilkräutern und kenne den Giersch als nützliche Pflanze. Wissenschaftlicher Name: Aegopodium podagraria, Doldenblütler mit viel Vitamin C, Kalium, ätherischen Ölen, unterstützt die Nieren, treibt Harnsäure aus dem Körper und kann somit gegen Gicht und Rheuma helfen. Schon im wissenschaftlichen Namen trägt er einen Hinweis auf die Heilwirkung: „podagraria“, abgeleitet von Podagra = akuter Gichtanfall am Großzehengrundgelenk.

Der Giersch gehört zu den Pflanzen, die sich umso schneller vermehren, je vehementer man versucht, ihn zu entfernen. Da er im Frühjahr wächst, ist er das richtige Mittel für eine kleine Entgiftungskur um den Stoffwechsel nach dem Winterschlaf wieder in Schwung zu bringen. Zusammen mit dem Löwenzahn und dem Bärlauch. 

Durch den Generationenwechsel in den Schrebergartenvereinen hat sich herumgesprochen, dass auch Unkräuter ihren Nutzen haben und nicht radikal ausgerottet werden müssen. Somit haben Giersch und Co. in meinem Garten endlich offizielles Wohnrecht erhalten. Und was mache ich nun mit dem Giersch? Essen! Jetzt im Frühling, wo seine Blättchen noch zart hellgrün glänzen, pflücke ich ihn und verarbeite ihn statt Petersilie in Salate und Smoothies, statt Spinat in Quiche. 

Mein Lieblingsquicherezept möchte ich Euch heute hier vorstellen:

Quiche mit Giersch

Mürbeteig:

200g Mehl, 130g Butter, 1EL Wasser,1 Prise Salz, 50g geriebener Parmesan, 1TL Rosmarin (frisch oder getrocknet)

Füllung:

150g Giersch, 1 Knoblauchzehe, 1 Zwiebel, Muskatnuss, 4 Eier, 1 Paket Kräuterfrischkäse, Pinienkerne, 1 Tomate, Olivenöl, Pfeffer, Salz

Zunächst wird der Mürbeteig vorbereitet. Alle Zutaten in eine Schüssel geben und solange kneten, bis sich der Teig samtig anfühlt, nicht krümelt und nicht klebt. Den Teig ausrollen, den Boden und den Rand einer Springform auskleiden und eine Stunde in den Kühlschrank stellen. Danach 15 Minuten bei 150 Grad Umluft blind backen. 

Während der Teig kühlt, wird der Giersch gewaschen, die Zwiebel und der Knoblauch geschält und gehackt, und in einer Pfanne oder einem Topf kurz angeschwitzt. Das heißt, es wird nicht knusprig braun, sondern die Zwiebeln bleiben glasig, der Giersch fällt leicht in sich zusammen. Vom Herd nehmen. Die Pinienkerne anrösten. In einer Schüssel die Eier mit dem Kräuterfrischkäse verrühren, vorsichtig mit Muskatnuss, Pfeffer und evtl. Salz abschmecken. Tomaten in Scheiben schneiden.

Die Giersch-Zwiebel-Knoblauch-Mischung auf dem Boden verteilen, darüber die Eier-Frischkäse-Mischung gießen und mit Tomaten und gerösteten Pinienkernen belegen. Im Backofen bei 175 Grad ca. 40 Minuten backen. Mit einem Piekser prüfen, ob die Füllung in der Mitte schon gut ist.

Schmeckt warm und kalt. Guten Appetit!

Übrigens kann das Grünzeug im Verlauf des Jahres ausgetauscht werden, zum Beispiel macht sich die Knoblauchrauke oder der Mangold auch gut in einer Quiche!